Montag, 19. April 2010

Lebenszeichen aus St. George/Utah

Liebe Freunde,

Nach über einer Woche wollen wir Euch mal wieder auf dem Laufenden halten.

Unter all die tollen und phantastischen Eindrücken der letzten Tage mischen sich täglich ein wenig mehr Befürchtungen hinsichtlich unseres Rückflugs. Anscheinend blüht uns nach der JumboJet-Räumung beim Start, dem Erdbeben in Yuma nun doch noch ein drittes „Highlight“ … Aber wir sind noch optimistisch, dass wir unseren USA-Urlaub nicht vulkanbedingt verlängern müssen. Dass Uwes Joke (6 Monate Alaska) unter Umständen bittere Realität werden könnte, war nicht beabsichtigt.

@ Shirley: Just in case: Do you have room for cast away people due to the spewing ash in Iceland? :-)

@ Klaus: Danke für den Tipp bzgl. Flug nach Japan, Fähre nach Wladiwostok und Bahn nach Ubstadt. :-)

Seit unserer letzten Nachricht aus Sedona haben wir einiges erlebt. Vorab: Uns geht’s superklasse. Die Kinder fragen zwar nach ihren Freunden zuhause und manchmal kommt dann insbesondere von Tim das „Ich möchte nach Hause“. Aber dann gibt es wieder Momente, wo die Kinder heulen, weil sie nicht von einem Campground wegfahren wollen.

Sedona – West Fork Trail
Auf dem Weg letzten Montag von Sedona nach Kingman erlebten wir wieder Dinge, die für einen ganzen Urlaub reichen. Auf den ersten Meilen durch das enge Oak Creek Tal nach Flagstaff (2.100m) machten wir Halt am West Fork Trail. Wir wussten, dass wir dabei ein Dutzend Mal einen kleinen Fluss überqueren mussten … auf Steinen und Baumstämmen. Dass es aber so schwierig werden sollte… Wir gingen los und beim ersten Crossing war es aufregend, aber machbar. Die Kinder hatten einen riesengroßen Respekt und auch Angst. Umso größer dann der Stolz, dass sie es mit unserer Hilfe geschafft haben. Beim zweiten Crossing dann das „Drama“. Gerade als Petra Tim an Uwe, der schon auf der Hälfte auf einem Baumstamm stand, reichen wollte, riss die Schlaufe von der Fernglas-Tasche ab und Tasche und Fernglas trieben davon. Petra versuchte noch, in dem flachen, aber schnellen Wasser danach zu greifen, aber ohne Erfolg. Svenja bekam einen hysterischen Anfall (hauptsächlich weil sie den Verlust des Fernglases betrauerte). Auch Tim stimmte ein und beide waren nicht mehr dazu zu bewegen, weiter zu gehen. Also gingen wir zum ersten Crossing zurück und hievten unsere Kinder auf die andere Seite. Svenja war die Wartezeit zu lang, bis sie an der Reihe war, stattdessen „hat sie sich einfach mutig gemacht“ (Zitat Svenja hinterher) und kletterte auf allen Vieren bis zur Mitte, ehe wir es bemerkten und Petra zur Hilfe eilte. Petra hatte mittlerweile das Fernglas an einer Stelle mitten im Fluss entdeckt, konnte aber nicht ohne nass zu werden rankommen. Während Petra mit den Kindern zum Wohnmobil zurück ging, zog Uwe nochmal alleine los. Schon beim dritten Crossing war ihm das Balancieren auf den dünnen Baumstämmen aber zu blöd und er marschierte einfach durchs Wasser auf die andere Seite. Danach waren die weiteren Crossings kein Problem, da er sowieso schon nasse Füße hatte. Allerdings ging er nur bis zum 6. Crossing, da er den Rest der Familie nicht so lange warten lassen wollte. Kurz vor dem Ende rettete Uwe dann noch das Fernglas aus dem Fluss und kehrte als Held zurück. Okay…. Mittlerweile war im Fernglas ein kleines Aquarium und Svenja meinte, sie hätte durch das Glas auch einen kleinen Fisch gesehen…. Bis heute ist es unbrauchbar, mal schauen, ob es jemals wieder zum Einsatz kommen wird!

Am Wohnmobil zurück fanden wir einen Zettel hinterm Scheibenwischer von zwei Damen aus Vermont, die wir am 1. Crossing getroffen hatten. Sie hatten unsere Überquerung fotografiert und wollten unsere E-Mail Adresse haben – heute haben wir die Fotos bekommen :-)

Orkanwinde
Auf der weiteren Strecke auf der I-40 nach Kingman pustete es uns fast davon. Es kam ein höllischer Wind auf, der Uwe beim Tanken fast davon wehte. Die Amerikanerin vor uns ließ ihren Chihuahua im Auto aus Furcht, dass er zum fliegenden Hund werden könnte. Außerdem wurde es schlagartig mächtig kalt. Kein Wunder … wir fuhren ja auf über 2.300 Metern Höhe! (Schneereste am Straßenrand)

Leider kam der Wind von vorne, sodass wir kaum voran kamen und das Lenken zur Schwerstarbeit wurde (Uwe hat seitdem ein paar Muckis mehr :-)). Zwischendurch fing es an zu regnen, dann mischten sich sogar Schneeflocken unter den Regen. In Kingman sah es dann jedoch wieder halbwegs gut aus. Wir steuerten den KOA Campground an und freuten uns, dass es am nächsten Morgen schon wieder schön war.

Hoover Dam
Von Kingman aus fuhren wir in Richtung Las Vegas über den Hoover Dam. Kurz vor dem Damm mussten wir einen SecurityCheck über uns ergehen lassen. Es kam sogar ein Polizist ins Wohnmobil herein. Seit 9-11 haben die Amerikaner extremst Angst, dass jemand mit einem Auto voller Dynamit über den Damm fährt. Deshalb errichten sie gerade eine große Brücke in Sichtweite des Dammes. Hier fehlt nur noch ein kleines Teil … und dann ist es vorbei mit über den Damm fahren.

Wir parkten unser Wohnmobil schon weit oberhalb, weil wir weiter unten – zu Recht – keinen entsprechend großen Parkplatz vermutet haben. Wir marschierten runter und blieben fast 4 Stunden rund ums Visitor Center und den Hoover Dam. Wehmutstropfen: Petras Minitaschenmesser kam nicht durch die Sicherheitskontrolle am Visitor Center durch, der Weg zum Womo zurück war zu lang, also versteckten wir es vorm Visitor Center, aber nach 2 Stunden war es nicht mehr da. Und die als Proviant mitgebrachten Äpfel und Mohrrüben haben wir weggeschmissen – die durften auch nicht mit rein! Immerhin bekamen unsere Kinder zum Abschluss noch jeder einen gelben Bauhelm (aus dünnem Plastik) geschenkt. Auf Uwes Frage, ob wir noch einen dritten haben könnten, falls einer kaputt geht, bekamen wir alle, die der Mann noch in der Hand hatte. Jetzt haben wir sechs Stück davon. :-)

Las Vegas
Trotz Rush-Hour und Fahrt mit dem 9,45m Wohnmobil über den Las Vegas Strip erreichten wir ohne weitere Probleme unser Motel in der Nähe des „MGM“. Nix besonderes, aber für 35 Dollar pro Nacht akzeptabel. Am ersten Abend gingen wir ins „Luxor“ zum All-you-can-eat essen. Svenja und Tim schlugen bei Nudeln und Pommes zu. Uwe bei Spare-Ribs und Dessert-Buffet.

Am nächsten Tag stand der Red Rock State Park 30 Meilen westlich von Las Vegas im Programm. Supertolle Landschaft und unglaublich viele Möglichkeiten zu klettern. Unsere Kinder fanden Spaß daran, obwohl sich Svenja im Visitor Center ihren Finger bei einem der ausgestellten Exponate einklemmte. Vor lauter Hektik ließen wir eine Tüte mit dem neuen T-Shirt von Tim liegen, was dieser wiederum nicht so lustig fand. Auf jeden Fall entwickelten beide ein geschicktes und mutiges Klettertalent. Die weitere Fahrt über den Loop war atemberaubend und jederzeit wieder eine Reise wert. Nach Ende des „One-Way-Loops“ kehrten wir ins Visitor Center zurück und siehe da, unsere Tüte wurde gefunden und abgegeben. Tim war überglücklich.

Frühabends zogen wir los, um die Wasserfontänen vor dem „Bellagio“ zu bestaunen. Nebenbei schauten wir noch ins „Paris“ hinein. Unglaublich, wie liebevoll und detailreich Pariser Gassen und Viertel nachgestellt wurden. Tim schlief irgendwann im Buggy ein, während Svenja fast bis nach Hause durchhielt.

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus (dem DEUCE) ins Las Vegas Outlet Center im Süden, also gleich um die Ecke. Eigentlich wollten wir mit dem Wohnmobil fahren, aber Tim wollte unbedingt Bus fahren. Dummerweise gab es keine Möglichkeit, beim Fahrer eine Karte zu erwerben (ging 2008 noch). So fuhren wir schwarz und zum Glück ohne Kontrolle ins Shopping-Paradies. Nun ja, wir haben einiges für die Kinder gefunden und Petra hat Turnschuhe gekauft, aber vom Äußeren ist das Center ganz schön heruntergekommen. Überhaupt kein Vergleich zum ECE in Karlsruhe oder Centro in Oberhausen. Zurück kauften wir am Automat die Fahrkarten und wurden prompt kontrolliert. Glück gehabt! Danach gingen Uwe und die Kinder im kleinen Pool schwimmen und Petra machte Waschtag. Abends aßen wir im Wohnmobil Nudeln.

Schlechte Wetterprognosen
Die Wetterprognosen für die weiteren Orte (Page, Moab) sahen nicht so rosig aus, deshalb beschlossen wir, lieber noch einige Tage in der Sonne zu verbringen. Am Freitag fuhren wir nach einem ausgiebigen Shoppingtrip bei WalMart und Office Depot (externe Festplatte für die Fotos) und einem dringend notwendigen Boxenstopp bei Starbucks (3 Tage ohne vernünftigen Kaffee!!!) von Las Vegas entlang des Lake Mead bis zur Echo Bay in der Nähe des Eingangs zum Valley of Fire. In der Abendsonne war die Landschaft unglaublich schön.

Valley of Fire State Park

Am Samstag früh erfuhren wir im Visitor Center im Valley of Fire, dass nur noch 3 Plätze auf dem Campground frei sind. Wir fuhren schnell dorthin und reservierten uns eine wunderschöne Site. Dann ging es durch die uns von vor 2 Jahren bekannte Traumlandschaft zu den White Domes und wir machten den dortigen Trail. Es war wieder knapp 12 Uhr mittags (so wie 2008), allerdings „nur“ 30 Grad und keine 44 Grad wie damals, als wir die Wanderung nach wenigen Metern abbrechen mussten.

Abends gab es dann am Campground einen Vortrag eines Rangers und für die Kinder Marshmallow-Roasting über dem offenen Feuer.

Heute fuhren wir nach gemütlichem „outdoor“-Frühstück umgeben von roten Bergen und Svenjas und Tims ausgiebigem Klettern in ebendiesen ins Visitor Center und dann weiter zum Elephant Rock. Alles Sachen, die 2008 mehr oder weniger der Hitze zum Opfer fielen. Auf dem Highway gings dann heute Nachmittag nach St. George, dem „Tor nach Utah“. Wir kannten den Campingplatz ebenfalls von 2008 her. Uwe ging mit den Kindern im Pool plantschen, während Petra im Internet die News zu den Flugausfällen las. Abends gabs Pizza und nun haben wir beschlossen, endlich einen echten und längst fälligen Ruhetag hier zu verbringen. Die Wetteraussichten für Page werden besser, aber für Moab sind sie immer noch schlecht. 3 Tage Moab, 2 ½ Tage Regen. Mal schaun, was uns dazu einfällt….

Viele Grüße aus Übersee

Die Peters